Materialsammlung (Arbeitsdokument!) - Stand: 14.04.2019

Das Material soll künftig der Erweiterung des Online-Angebotes des
Konrad-Zuse-Computermuseums (ZCOM) dienen.


Vom Relais zum Integrierten Schaltkreis.


Von der Lochkarte zum elektronischen Datenträger. (Fotos: G. Walter)

Einführung zur Materialsammlung

Regionale Erfahrungen mit der Rechentechnik im Wandel der Zeit

Auf dem Territorium des östlichen Teils Deutschlands begann nach dem Zweiten Weltkrieg unabhängig vom westlichen Teil eine Periode der Einführung und der nachfolgenden exponetiellen Entwicklung der elektronischen Rechentechnik. Den politischen wie wirtschaftlichen Rahmen bildeten zunächst die Besatzungszonen und die damit verbunden Einflusssphären. Die Trennung zementierte sich 1949 in der Staatenbildung von BRD (Bundesrepublik Deutschland, Grundgesetz am 23. Mai) und DDR (Deutsche Demokratische Republik, gegründet am 7. Oktober) und in der militärischen Blockbildung mit der westlichen NATO (4. April 1949) und dem östlichen Warschauer Pakt (14. Mai 1955). Die ökonomischen Analogien in den Blöcken bildeten der RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) und die EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft). In der Zeit des Kalten Krieges entbrannte ein verbissen geführter Wettlauf (Wettbewerb) zwischen den Systemen, in dessen Kontext sich die Potenz der Rechentechnik zunehmend als Schlüsselfaktor erwies.

Die DDR, einer der kleinsten Staaten im RGW, versuchte, zunächst aus eigener Kraft ihre Elektronische Datenverarbeitung (EDV) aufzubauen. Es gab ja insbesondere im Süden der jungen Republik eine tief verwurzelte industrielle Tradition und ein solides Fundament feinmechanischen Handwerks. Begünstigend wirkte ein reformiertes Bildungsystem, dessen Erfolge schon sehr bald internationale Anerkennung fanden. In Folge strömten wissenschaftlich gebildete Kader auch in EDV-Berufe.

Durch das erfolgreiche Wirken weltweit vernetzer finanzkräftiger Konzerne schaffte es insbesondere die USA, allmählich einen technologischen Vorsprung in der Halbleiterproduktion und dem Bau rechentechnischer Anlagen zu erlangen. Mit großer Mühe wurde im Osten versucht, aufzuholen. So formierte sich in der DDR 1969 das Kombinat Robotron, das zur Wiedervereinigung ca. 68.000 Mitarbeiter zählte. Um leistungsfähige mittlere und große Datentechnik zu entwickeln, schloss man sich im RGW mit dem "Einheitlichen System Elektronischer Rechentechnik" (ESER) normierend zusammen. In den 1980er Jahren gelang der DDR mit dem Mikroprozessor U880 der Nachbau des 8-Bit-Prozessors Zilog Z80, des damals weltweit wichtigsten Prozessors.

Das Verschwinden des "Eisernen Vorhangs" führte 1990 schlagartig zur Ausdehnung des Absatzes von Rechentechnik westlicher Produktion bei gleichzeitiger Ausmusterung der Gerätetechnik des Ostblocks. Die Zeit getrennter Systementwicklungen war vorbei. Die Halbleiter- und Computerindustrie erlebte mit diesem "Dammbruch" einen nie dagewesenen Aufschwung.

Diese Materialsammlung soll mit Erfahrungsberichten von Zeitzeugen vor allem die Frühzeit der Phase getrennter Systementwicklungen aus regionaler Sicht beschreiben und vielschichtig beleuchten. Gleichwohl sollen frühere Technologien und deren Anwendungen verständlich und anschaulich dargestellt werden.


Gerhard Walter, Hoyerswerda, 19. April 2018


Rechenzentrum Hoyerswerda



Prozessrechentechnik in Schwarze Pumpe



Konrad Zuse in Hoyerswerda